Bewerbungsgespräche sind manchmal sowohl für den Arbeitgeber wie auch für die Bewerberin* Freud und Leid zugleich. Wie soll es richtig funken, wenn der Ablauf immer derselbe ist?
Lassen Sie mich kurz ausholen. Das Vorstellungsgespräch ist jeweils ein Teil des Personalgewinnungsprozesses, der - in Anlehnung an Martin Hilb; Integriertes Personal-Management – 5 Phasen ausweist:
- Personal-Bedarfsermittlung
- Personal-Werbung
- Personal-Auswahl
- Personal-Anstellung
- Personal-Einführung
In diesem Artikel konzentriere ich mich nur auf einen Teil der Phase „Personal-Auswahl“: das Bewerbungs- resp. Vorstellungsgespräch. Als Zielvorgabe für das Gespräch sind die Persönlichkeits-, Fach- und Sozialkompetenzen definiert; je nach Funktion auch die Führungskompetenzen.
Der Ablauf eines Vorstellungsgesprächs beinhaltet in etwa: Präsentation des Unternehmens, Selbstpräsentation der Bewerberin, gezielte Befragung bezüglich aller stellenspezifischen Anforderungskriterien, Präsentation der Stelle sowie der Abschluss des Gesprächs. Fokussieren wir uns nun auf den Teil, wo sich die Bewerberin vorstellt (Selbstpräsentation).
Wie es so oft abläuft im Bewerbungsgespräch
Kaum ist die Begrüssung durch und alle haben am Tisch Platz genommen, kommt unweigerlich die erste Frage:
- „Stellen Sie sich doch bitte kurz vor und erzählen Sie uns, was Sie beruflich in den letzten Jahren gemacht und erreicht haben.“
Wie Sie bestimmt erahnen: Es folgen gut vorbereitete (und zum Teil auswendig gelernte) Standardsätze. Die persönlichen Stärken und Erfolge werden betont. Total unnötig, denn die Interviewerin (HR-Person oder Vorgesetzte der Funktion) kennt bereits den ganzen Lebenslauf. Schliesslich wäre die Person ohne dieses Dokument - und dessen überzeugenden Inhalt - gar nie zum Interview eingeladen worden.
Hier ermutige ich nun, diesen Teil einmal anders anzugehen.
Ein neuer Ansatz für das Vorstellungsgespräch
Mit weniger Zahlen, Fakten und «Verkaufsargumenten» – dafür einem Gespräch, bei dem man wirklich Neues erfährt. Möglich wird dies mit dem Einsatz von Bildern, Worten und spezifischen Fragestellungen. Dadurch werden nicht nur Assoziationen ausgelöst, sondern die linke, wie auch die rechte Gehirnhälfte angesprochen.
Das Tool ‘PUNCTUM’ von Points of You® bietet dies. Es besteht aus je 33 Foto-, Wort- und Fragekarten und eignet sich optimal dafür.
Bewerbungsgespräch mit Punctum - so funktioniert's
Nachdem die Bewerberin zur Ruhe gekommen ist, werden die Fotokarten auf dem Tisch ausgelegt. Die Bewerberin wählt drei Fotokarten aus, die Folgendes repräsentieren:
- Fotokarte: Vergangenheit der beruflichen Karriere/Situation
- Fotokarte: aktuelle Situation der beruflichen Karriere/Situation
- Fotokarte: zukünftige (gewünschte) berufliche Karriere/Situation
Ist die Auswahl erfolgt, werden alle restlichen Karten zur Seite gelegt, nur die drei gewählten Karten bleiben im Fokus.
Gestartet wird mit der 1. Fotokarte: Vergangenheit der beruflichen Karriere/Situation. Die Bewerberin erklärt nun die Auswahl und begründet diese. Die Interviewerin hört aufmerksam zu. Ziel ist, dass die Bewerberin durch Assoziationen neue Zusammenhänge erkennt und diese mitteilt. Die Interviewerin kann eine Vertiefungs- oder Klärungsfrage stellen, doch den Erzählfluss möglichst nicht stoppen.
Anschliessend werden der Bewerberin die «Wortkarten» überreicht mit der Aufforderung eine Karte auszuwählen, welche diesen Abschnitt der beruflichen Karriere/Situation treffend betitelt. Alternativ kann ein eigenes Wort bestimmt werden. Auch diese Auswahl wird von der Bewerberin begründet.
Bei der zweiten und dritten Fotokarte wird zuerst die aktuelle, anschliessend die zukünftige (gewünschte) berufliche Karriere/Situation besprochen. Der Ablauf ist identisch mit der ersten Fotokarte.
Danach wählt die Interviewerin eine «Fragekarte» aus, welche durchaus eine gewisse Herausforderung für die Bewerberin beinhalten darf. Und doch sollte sie wohlwollend und zur Situation wie auch Diskussion passend ausgewählt werden. Da die Bewerberin durch die Fotokarten und die Worte ihre berufliche Karriere/Situation vielleicht von einem anderen Blickwinkel kennengelernt hat und neue Erkenntnisse gewinnen konnte, findet sie nun auf die Fragestellung allenfalls eine neue Antwort. Was für beide Seiten einen Mehrwert generiert.
Somit ist der erste – wohl eher längere Teil – des Interviews abgeschlossen.
Wichtig: Das Tool soll mit einer gewissen Leichtigkeit eingesetzt werden. Wenn sich die Bewerberin nicht explizit für eine Fotokarte entscheiden kann, wählt sie stattdessen zwei aus – das Gleiche gilt auch bei den Wort- und Fragekarten. Ich empfehle, sich grundsätzlich an den vorgegebenen Ablauf zu halten, wobei durchaus ein Quäntchen Flexibilität sinnvoll und zielführend sein kann.
Kann das Tool immer im Vorstellungsgespräch eingesetzt werden?
Grundsätzlich ja, jedoch erachte ich es als sinnvoll, die Bewerberin zu fragen, ob sie für ein Experiment oder etwas Neues offen und bereit ist. Dabei zeigt sich gleich, ob die Bewerberin Flexibilität mitbringt und gegenüber Unbekanntem aufgeschlossen ist. Überlegen Sie sich im Vorfeld, für welche Funktionen dieses Vorgehen passend und stimmig ist.
Falls Sie das Vorstellungsgespräch weiterhin „klassisch“ durchführen möchten, könnte die Methode dennoch für Sie interessant sein - beispielsweise für ein Einzelthema wie «Führung» oder «Team-Zusammenarbeit».
Was erreicht werden kann
Das Tool ermöglicht der Bewerberin kurz innezuhalten, alles in einem anderen Blickwinkel zu sehen und Spass zu haben. Die Interviewerin erfährt von Zusammenhängen und allenfalls neuen Erkenntnissen, die selbst für die Bewerberin überraschend sein können. Es sind wertvolle Zusatzinformationen und keine vorgefertigten Verkaufsargumente.
Worte richten sich an die linke Gehirnhälfte, welche verantwortlich für das Denken, die Logik oder auch für das Lesen und Schreiben ist. Bilder sprechen die rechte Gehirnhälfte an, die kreative, intuitive, assoziative und visuelle Seite. Werden beide Gehirnhälften gleichzeitig genutzt, ermöglicht dies, die „Welt“ aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dies führt zu neuen Wahrnehmungen oder Perspektiven, wodurch Veränderungen stattfinden können.
Es kommt vor, dass eine Fotokarte ein Lachen aufs Gesicht zaubert, was eine Leichtigkeit ins Gespräch bringt mit dem schönen Nebeneffekt einer guten Gesprächsatmosphäre.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten von Punctum
Die Foto-, Wort- und Fragekarten können vielseitig eingesetzt werden: für Bewerbungs-, Mitarbeiter- oder Jahres(end)gespräche sowie Standortbestimmungen oder bei Projekten. Diese wertvolle und spielerische Methode bringt immer Überraschendes zum Vorschein und kann durch die Karten oft leichter als mit Worten ausgedrückt und visualisiert werden.
Neugierig geworden? Habe ich Ihr Interesse geweckt? Möchten Sie das Tool bei der Projektarbeit oder einem Mitarbeitergespräch nutzen? Gerne lasse ich Ihnen den Ablauf mit Einsatz des Tools für ein Jahresend- oder Mitarbeitergespräch sowie für die Projektarbeit zukommen. Oder buchen Sie mich gleich persönlich für ein 1:1 Coaching, wo ich Sie in der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Tooleinsatzes mit meinem Fachwissen und meiner Erfahrung begleite. Damit Sie die Methode sicher und souverän anwenden können.
Auch bei einer Überprüfung Ihres gesamten Rekrutierungsprozesses oder als Unterstützung bei einzelnen Phasen können Sie auf mich bauen. Kontaktieren Sie mich, dann können wir das weitere Vorgehen gemeinsam besprechen.
* Für die bessere Lesbarkeit der Texte hat QUIVIT entschieden, jeweils die weibliche Form des Geschlechts zu verwenden. Sie repräsentiert alle Geschlechter damit.